Falls ich das noch nicht geschrieben habe, so muss ich es jetzt tun: Ich liebe Sprachen! Ich bin begeistert von den unglaublich vielfältigen Ausdrucksformen, mithilfe derer Menschen auf der ganzen Welt miteinander kommunizieren. Normalerweise reicht ja das Englische aus, um mit jedem reden zu können. So zumindest die Theorie. Die Praxis sieht aber doch anders aus. Hier in Haifa ist das Sammelsurium an gesprochenen Sprachen ziemlich bunt. In letzter Zeit schien mir die arabische Sprache besonders präsent zu sein auf dem Campus, was vor allem daran lag, dass zu Beginn des neuen Semesters viele arabisch-israelische Studierende in das Wohnheim einzogen.
Gut, dass ich jetzt einen Kurs zum lokalen arabischen Dialekt belege, so kann ich sicher bald mehr verstehen von dem, was da geredet wird. Irgendwie seltsam und doch faszinierend ist es, wenn dann diese arabische Studierende plötzlich in perfektem Hebräisch mit einem zu reden beginnen. Warum seltsam? Nun, weil der palästinensisch-israelische Konflikt natürlich so präsent ist wie eh und je und weil man dies auch merkt. Die arabischen Studierenden bleiben doch größtenteils unter sich und sprechen miteinander in ihrer Muttersprache.
Die wenigsten jüdischen Israelis beherrschen die arabische Sprache. Wenn sie es tun, dann haben sie sie vielleicht in der israelischen Armee gelernt oder als Teil ihrer wissenschaftlichen Ausbildung. In den Schulen lernen Israelis Arabisch nur 2-3 Jahre lang. Dass das nicht ausreicht, um diese Sprache zu meistern, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Das Hebräische dominiert natürlich im Staat Israel, obwohl viele Straßenschilder sowohl in Englisch als auch in Arabisch und Hebräisch gehalten sind. Ob es dabei ein System gibt, bleibt mir schleierhaft. Manchmal sieht man nur hebräische Ansagen, dann Hebräisch-Englisch, dann wieder Hebräisch-Arabisch; mal so, mal so. Gut wenn man alle drei Sprachen kann, dann hat man nämlich die höchste Wahrscheinlichkeitsquote nichts zu verpassen.
Einiges verpasst habe ich, als ich neulich an einem arabisch-christlichen Gottesdienst hier in Haifa teilnahm. Selbstbewusst verzichtete ich auf die Kopfhörer für die englische Übersetzung und lauschte den Ausführungen des arabischen Pastors. Als ich mich später mit einem amerikanischen Kommilitonen über die Predigt austauschte, war ich doch überrascht, was nicht alles gesagt worden war!
